Marburger Bündnis
„Nein zum Krieg!“
Resolution »Nuclear War Effects and Scientific Research«
Sehr geehrte Frau Außenministerin Annalena Baerbock,
sehr geehrte Frau Staatsministerin Katja Keul,
In wenigen Tagen wird im First Committee (Disarmament and International Security Committee) der Vereinten Nationen über die Resolution »Nuclear War Effects and Scientific Research« abgestimmt, die die Durchführung einer wissenschaftlichen Studie zu den Auswirkungen eines Atomkrieges fordert.
Wir bitten darum, dass Deutschland diese Resolution unterstützt!
Die letzte UN-Studie zu den globalen Auswirkungen eines Atomwaffenkrieges stammt aus dem Jahr 1988. Seitdem haben sich das Wissen und die Methoden zur Bestimmung der Effekte jedoch deutlich erweitert. So hat eine aktuelle Studie ergeben, dass bereits durch den Einsatz von weniger als drei Prozent der Atomwaffen in den globalen Arsenalen mehr als zwei Milliarden Menschen sterben könnten(1).
Die Gefahr eines Atomkrieges ist real und wächst: Atommächte sind im Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten beteiligt. Nukleare Drohungen und die neue Aufrüstungswelle verschärfen die Spannungen. Wissenschaftler*innen wie die Deutsche Gesellschaft für Informatik warnen, dass es jederzeit durch menschliche oder technische Fehler zum Einsatz von Atomwaffen mit katastrophalen humanitären Folgen kommen kann.
Die erste Leitlinie der Feministischen Außenpolitik Deutschlands fordert die Stärkung der humanitären Rüstungskontrolle und den Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen. Transparente, umfassende und unparteiische Forschung über die Auswirkungen von Atomwaffen ist die Grundlage für eine ehrliche und offene Debatte.
Neben der Wissenschaft haben die bewegenden Zeugnisse der Überlebenden der Atombombenabwürfe entscheidende Beiträge für die nukleare Abrüstung geleistet. In diesem Jahr wird die Überlebendenorganisation Nihon Hidankyõ mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, da sie trotz körperlicher Leiden und schmerzhafter Erinnerungen ihr Leben dem Kampf für atomare Abrüstung gewidmet haben.
Es ist Deutschlands Verantwortung, eine klare Botschaft an die Überlebenden zu senden und durch die Unterstützung der UN-Resolution für die Stärkung von Wissenschaft, Transparenz und humanitäre Rüstungskontrolle einzutreten.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Karin Schwalm gez- Christa Winter gez. Rüdiger Stolzenberg
(Mitglieder des Sprecher:innenrat des Marburger Bündnisses „Nein zum Krieg!“)
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(1) Xia L, Robock A, Scherrer K, et al. Global food insecurity and famine from reduced crop, marine fishery and livestock production due to climate disruption from nuclear war soot injection. Nat Food. Published online August 2022.