Grußwort Demonstration 1. Mai

Grußwort des Marburger Bündnisses „Nein zu Krieg!“ während der Demonstration am 1. Mai. Vorgetragen von Karin Schwalm am Augustinerbrunnen.

Liebe Mitmenschen,

an diesem 1. Mai, dem Tag der Arbeit, denken wir an all jene, die erst kürzlich aus gutem Grunde nicht bereit waren zu arbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen des UKGM haben ihren Tarifvertrag Entlastung durch Streik erkämpft. Und wir haben sehr wohl verstanden, dass sie das auch für uns getan habt. Dafür danke.

Erfolg auch für die Beschäftigten in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes, und für die Kolleginnen und Kollegen der EVG. Wir freuen uns über den Erfolg der LKW-Fahrer aus Georgien und Usbekistan, die nach sechs Wochen Streik endlich ihre Löhne erhalten haben. Viel Glück für die Kritischen Aktionäre von Rheinmetall, die am 9.5. auf der Hauptversammlung versuchen werden, Rheinmetall zu entwaffnen. Dies ist doch eine Superidee und allemal besser als zuzusehen, wie Rheinmetall in der Ukraine eine Panzerfabrik baut.

In den 80er Jahren war das Gegenmittel für derlei Irrsinn „Konversion“, die Umstellung der Rüstungsproduktion auf zivile Produktion. Wir brauchen davon eine Neuauflage. Es braucht den gewerkschaftlichen Kampf, denn die Mängelliste in diesem Land ist nach oben offen.

Kitas reduzieren ihre Öffnungszeiten, Apotheken klagen über Lieferengpässe, Kinderärzte wenden sich an den Gesundheitsminister, weil die Antibiotika ausgehen, im ganzen Land fehlen 50.000 Lehrer, wir haben steigende Preise bei Energie, bei Lebensmitteln und unbezahlbare Mieten. Unsere Daseinsvorsorge wird regelrecht zerschossen. Immer mehr Milliarden wandern in den Rüstungstopf und man erzählt uns, dies sei zu unserer Sicherheit.

Es gibt keine Sicherheit gegen die Anderen. Sicherheit geht nur gemeinsam. Ja zum Frieden. Das Marburger Bündnis „Nein zum Krieg!“ unterstützt die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine. Und das bedeutet mitnichten die Kapitulation des Landes. Wir fühlen mit den Menschen in der Ukraine, wir leiden mit ihnen und das Töten muss ein Ende haben.

Wir haben Mittel und Möglichkeiten einen Waffenstillstand abzusichern durch die UN, die OSZE, durch Garantiestaaten. Und dann müssen sich Friedensverhandlungen anschließen als Türöffner für einen langen Friedensprozess, über den die Ukraine und Russland Schritt für Schritt gemeinsam befinden müssen. Ziel muss sein eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur und Abrüstung, denn auf Rüstung folgt Krieg. Wir müssen unser Jäger- und Sammlergetue endlich hinter uns lassen und unsere Friedfertigkeit hervorholen.

Die Menschheitsaufgabe einer umfassenden sozial-ökologischen Transformation geht nicht zusammen mit heißen Kriegen. Unsere Zukunft kann nur auf Kooperation aufgebaut werden. Und wenn die Politik nicht bald für einen radikalen Klimaschutz und für Abrüstung sorgt, dann muss die Frage erlaubt sein, ob wir für ein heiles Leben in einer gesunden Zukunft nicht auch streiken dürfen?